575- Los Testigos (195) SC 13 Falado 11

Falado: Abschlussbericht der BSU liegt vor

Heute vor 5 Jahren:
Bei Unglücken deutscher Schiffe auf See wird automatisch eine Untersuchung der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) eingeleitet – so auch nach dem Untergang der Falado vor Island. Nachdem zunächst nur ein Zwischenbericht veröffentlicht werden konnte, liegt nun der Abschlussbericht vor. (BSU Pressemitteilung_20_14-2).Die Bundesstelle bemängelt, dass die Falado bereits von ihrem Bau her keinen Klassifikationen entsprach, keine Überprüfung durch anerkannte Sachverständige erfolgt sei, Schiffsverbände und Beplankung unterdimensioniert gewesen seien, die Kalfaterung nicht fachgerecht gewesen sei, es an Längs- und Torsionsfestigkeit gemangelt habe, die Schwingungs- und Schubaufnahme durch die Maschinenanlage und Propeller unzureichend gewesen sei, das Rigg am Vorsteven und Püttingeisen extremer Belastung ausgesetzt sei, das Schiff „nach einer erstaunlich langen Nutzungsdauer“ in unangemessenem Seegebiet unterwegs gewesen sei. Entsprechende vorherige Warnungen hinsichtlich des gewählten Seegebietes habe der Eigentümer-Verein ignoriert. Die BSU erhebt zudem die grundsätzliche Forderung danach, künftig auch sogenannte Traditionssegler und nicht-gewerblich betriebene Schiffe den ansonsten geltenden Sicherheitsnormen zu unterwerfen.

Der Trägerverein der Falado weist in seiner Pressemitteilung (Falado Pressemitteilung_BSU_15-12-14-3) zum Abschlussbericht der BSU absolut zutreffend darauf hin, dass er gegen keine geltenden Bestimmungen verstoßen habe und dass sich habe keine eindeutige Unfallursache feststellen lassen.

Weiter führt er aus: „Auch wenn das Gutachten von einem schlechten Allgemeinzustand der 45 Jahre alten Falado spricht, möchte der Verein betonen, dass die Sicherheit bei allen Entscheidungen oberste Priorität hatte. Bei allen Maßnahmen, die in der Vergangenheit zum Erhalt des Schiffes getroffen wurden – besonders wenn es um konstruktive Veränderungen ging – sind stets externe Fachmeinungen durch Werften, Bootsbauer und Sachverständige berücksichtigt worden. Ein Sicherheitskonzept war an Bord vorhanden, Sicherheitseinweisungen wurden regelmäßig mit den Crews durchgeführt und der Umgang mit Notfällen in Übungen vertieft.  Der Verein hat die möglichen Ursachen des Unfalls intensiv diskutiert und plant für das nächste Schiff ein umfassendes Sicherheitskonzept nach strengsten Standards. Dazu sollen auch externe Experten regelmäßig hinzugezogen werden.“

Über den Bericht der BSU wird mit Sicherheit noch viel diskutiert werden. Anzumerken wäre an dieser Stelle allenfalls, dass das, was die Falado zu so etwas besonderem machte, zugleich ihr Untergang war. Sie war eben kein modernes, normiertes Schiff, sie wurde nicht gewerblich betrieben und überhaupt ist die Frage in den Raum zu werfen, inwieweit „bündische Umtriebe“ (und ihre finanziellen Möglichkeiten) sich jemals mit Normen und hohen Sicherheitsbedürfnissen wirklich vertragen haben. Aber darüber sprichts sich leicht, wenn kein Mensch zu schaden kam.

Guckt man sich die Wildnisfahrten mancher Gruppen an (NWV, KPE, Weinbacher…), lässt sich sicherheitstechnisch auch gut die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Solange es gut geht, ist die Bewunderung groß, die Erlebnisse der Gruppe positiv prägend für die Persönlichkeit.

Weitaus prägender als das, was die sicherheitsgewusste imaginäre Gruppe Stamm St. Securitas jemals erleben können wird, die jeder echten Herausforderung von vorneherein aus dem Weg geht. Und selbst die kriegt von Medien und Konkurrenzstämmen bereits einen auf den Deckel, wenn sie bei der Wanderung über einen gut ausgeschilderten Weg einmal falsch abbiegt und dann die mitgeführten Getränke irgendwann alle sind. Gut, eine Fahrt übers Meer ist dann doch nochmal etwas anderes. Aber trotzdem…

Bezogen auf die Traditionssegler wird so mancher schlicht die Segel streichen müssen, sollten die Sicherheitsbestimmungen künftig auch für ihn gelten. Denn bereits baulich sind viele dazu schlicht nicht in der Lage. Das ist ungefähr so, als sollte ein Oldtimer von 1950 plötzlich dazu verdonnert werden, nachträglich einen Katalysator einzubauen, den es für dieses Modell aber leider nicht gibt.

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Nachbemerkung: Ja, Katalysator ist ein schlechter Vergleich, da nicht sicherheitsrelevant. Dann halt eben Airbags.

 


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