Die große Flut in Hamburg 1962

Zugesendet von Ingo Ernst aus: „die gilde“: Die Flutkatastrophe im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen im Juli 2021 ist uns noch in Erinnerung und auch die großen Hilfsaktionen, an denen sich verschiedene Pfadfindergruppen beteiligt haben. Hier in Hamburg erinnerten wir uns jetzt an die schlimmste Sturmflut der Stadtgeschichte vor 50 Jahren, im Februar 1962. Der Pegelstand der Elbe lag bei St. Pauli 5,7 m über Normal Null, 315 Todesopfer forderte die Flut allein im Stadtgebiet.

Zwei unserer Gildenmitglieder, die 1962 BDP-Gruppen leiteten, Uwe Wilckens (+) und Castor, erinnern sich an diese Tage: Uwe war in den überschwemmten Gebieten aufgewachsen und konnte dank seiner Ortskenntnisse ‚Pfadfinder‘ für die Rettungskräfte sein, Castor trommelte noch in der Katastrophennacht die Rover seines Stammes ‚Inka‘ in Ahrensburg zusammen und verstärkte einen Hilfseinsatz des DRK. Er berichtet:

„Noch in der Nacht zum 17. Febr. rief ich beim Roten Kreuz in Ahrensburg an und fragte, ob wir mit einigen Älteren beim Rettungseinsatz helfen können. ‚Ja, auf jeden Fall! Morgen früh um 6.00 Uhr geht’s los.‘ Sieben kräftige Pfadis waren pünktlich zusammen, wasserdicht verpackt, erste Station war die Typhus-Impfung, dann ging es über die Elbbrücken in das überflutete Wilhelmsburg am südlichen Elbufer. Aus den Rettungshubschraubern waren Unmengen von Brotpaketen auszuladen, alles mußte ganz schnell geschehen, denn anschließend waren die Menschen zu übernehmen, die auf den Hausdächern auf Hilfe warteten. Nässe, Sturm, Hunger und die bittere Kälte waren vergessen. Gegen 18.00 Uhr mußte die Aktion wegen Dunkelheit beendet werden, todmüde ging es in das warme, trockene Zuhause.

Heute muß man daran erinnern, dass viele der heutigen technischen Möglichkeiten, Telefon, Beleuchtung, Rettungsmittel, damals noch nicht verfügbar waren. Die Rettungsmaßnahmen wurden von dem damaligen Innensenator und Polizeipräsident Helmut Schmidt geleitet. Für ihn war schnelle, unbürokratische Hilfe zur Rettung von Menschenleben oberstes Gebot, Kompetenzfragen waren zweitrangig.

Der Präsident des Senats, Paul Nevermann, verlieh Castor und seinen Pfadfindern die ‚Dankmedaille der Sturmflutkatastrophe 1962‘.“

Bild: Gerhard Pietsch


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