Pfadfinder sind als Leute, die oft im Freien unterwegs sind oder dort in Zelten lagern, einem besonderen Risiko durch Blitzschlag ausgesetzt. Sichere Aufenthaltsräume bei Gewitter sind Autos, Busse, Züge und feste Gebäude, sofern die Fenster geschlossen sind. Nähert sich also ein Gewitter, sucht man nach Möglichkeit rechtzeitig einen solchen sicheren Unterstand auf. Was tun, wenn dies nicht möglich ist? Die Entfernung des Gewitters und ob es sich nähert oder vorbeizieht, errechnet sich aus der Dauer zwischen Blitz und Donner. Denn Schall (Donner) „reist“ langsamer als Licht. Zu jedem Blitz gehört ein Donner. Ist kein Donnern zu hören, ist das Gewitter noch weit entfernt – und zieht womöglich gänzlich vorbei. Im anderen Fall zählt man Sekunden zwischen Blitz und Donner. Dann multipliziert man dies mit 333 (denn der Schall bewegt sich mit 333 Metern pro Sekunde) und man erhält den Abstand des Gewitters in Metern. Mathe-Nulpen teilen einfach durch drei und haben die Anzahl der Kilometerentfernung. Wiederholt man dies wenig später, kann man feststellen, ob sich das Gewitter entfernt (der Abstand zwischen Blitz und Donner wieder größer) oder, ob es näher kommt (der Abstand zwischen Blitz und Donner wird dann kleiner) und auch, wie schnell es sich nähert. Befindet sich das Gewitter unmittelbar über einem, wird der Boden durch die Donner erschüttert, die Haare am Körper stellen sich durch die elektrostatische Ladung der Luft auf und zudem geben die Blitze dann ein beeindruckend lautes Zischen von sich, das mit einem erheblichen Donnern endet. Sehr beeindruckend, aber lebensgefährlich.
Blitze schlagen gern in die höchste Erhebung ein, in Metall, in Wasser. Man sollte weder selbst eine Erhebung darstellen, noch sich in deren Nähe aufhalten. Also geht man auf Abstand zu einzelstehenden oder besonders hohen Bäumen, Türmen, Strommasten, man sollte nicht auf einem Berggipfel stehen oder in einem Teich schwimmen oder dort Boot fahren. Zumal Blitze auch gern in Gewässer einschlagen. In einem Wald, der mit gleichmäßig hohen Bäumen bewachsen ist, versucht man nicht gerade den höchsten zu erwischen und versucht zumindest fünf Meter Abstand zu jedem Baum zu halten. Auch Schirme sind ein beliebtes Ziel von Blitzen. Alle Metallgegenstände, auch Mobiltelefone, sollte man von sich weglegen und mindestens fünf Meter Abstand halten, auch von (Motor-)Rädern oder Autos (sofern man nicht drinnensitzt).
Am besten sucht man sich eine trockene Mulde oder ein Hohlweg – ein Ort, der tiefer liegt, als die Umgebung. Nasser Untergrund ist ein Problem, denn Wasser leitet Strom. Gleich ein ganzes Rudel Rotwild hat es einst in einem Wildtierpark in der Eifel erschlagen, weil sie sich bei Gewitter auf einer teilweise überfluteten Wiese neben einem See aufhielten, in welchem der Blitz eingeschlagen hatte. Auch bei einem Fliegerfest in Hangelar wurden vor einigen Jahren gleich mehrere Leute vom Blitz getroffen, die in ein großes Zelt geflüchtet waren, dort aber in einer großen Pfütze standen. Hier kann es helfen, Holz oder Plastik (Isomatte! Luftmatratze!) unterzulegen, um den direkten Wasserkontakt zu vermeiden.
Bietet dem Blitz möglichst wenig Angriffsfläche! Geht in die Knie oder Hocke, schützt den Kopf mit den Händen. Nicht hinlegen! Beine so eng wie möglich zusammennehmen. Nicht breitbeinig hocken! Denn ein Blitz ist auch einige hundert Meter vom eigentlichen Einschlagsort noch gefährlich, wenn der Erdstrom durch gespreizte Beine durch den Körper fahren kann (in ein Bein hinein, durch das andere heraus). Nicht mit den Händen auf dem Boden abstützen! Das gilt auch dann, wenn man in einer Holzhütte (welche nicht eine Erhebung darstellen sollte oder sich in einer Nähe derselben befinden) Schutz gesucht hat. Die Hütte, sofern sie nicht mit einem Blitzableiter versehen ist, bietet keine Sicherheit. Und diese Hockerposition gilt auch, wenn man in einem Zelt hockt. Zelte sind eh eine schlechte Idee – sofern sie nicht, wie viele große Veranstaltungszelte – mit einem echten Blitzableiter versehen sind.
Ein Zelt, sofern es frei und einzeln als Erhebung auf einer Wiese oder neben einer Erhebung (Baum) steht, ist während eines Gewitters kein guter Ort. Man kann in einer Kohte kaum fünf Meter Abstand zu den Metallheringen halten. Es sind dort auch keine Blitzableiter vorhanden. Auch durch Jurten schlagen Blitze einfach hindurch und erschlagen die Insassen. Plastikzelte mit Metallgestänge (wirken als Blitzableiter) wären da fast, aber nur wenig, besser, wie eine umfangreiche Reportage des ZDF inklusive Blitz-Tests an Kohten nachwies. Also sollte man schon bei gutem Wetter Gewitter-Übungen mit seinen Gruppen abhalten, denn am besten wären auch die Wölflinge bei Gewitter außerhalb der Zelte aufbewahrt – einzeln niedrig in Mulden hockend auf dem Lagerplatz verteilt, unter sich ihre Isomatten, über sich Plastikplanen. Das bedarf allerdings einiger Übung und Nervenstärke. Und wenn man das vorher nicht geübt hat, wird man kaum dazu neigen, die Pimpfe mitten in einem Gewitterguss vor die Zelte zu jagen.
Bildnachweis: Wikipedia, André Karwath aka Aka
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