Prävention braucht Aufarbeitung

Sexualisierte Gewalt: Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V. (BdP) startet als erster großer Jugendverband umfassenden Aufarbeitungsprozess. In Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) arbeitet der BdP mögliche Fälle von sexualisierter Gewalt und die dafür verantwortlichen Strukturen zwischen den Jahren 1976 und 2006 auf. Der BdP möchte die Kultur des Schweigens mit Blick auf sexualisierte Gewalt in der Vergangenheit brechen und eine kritische Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt im eigenen Verband befördern. Der betroffenengerechte Umgang ist dabei handlungsleitend. Das bedeutet auch, Strukturen und Selbstverständnis in Frage zu stellen und diese zum Wohl der Kinder und Jugendlichen zu überprüfen. Dazu ruft der Verband jetzt Betroffene und Zeitzeug*innen auf, sich beim Institut unter aufruf@ipp-muenchen.de oder vom 9. September bis 7. Oktober 2021 telefonisch unter 030-549875-51 (dienstags 11 – 13 Uhr und donnerstags 15 – 17 Uhr) bei Bernard Könnecke vom Kooperationspartner „Dissens“ zu melden. Dieser Aufruf sowie das gesamte Projekt und das Studiendesign wurden heute Vormittag bei einer Pressekonferenz öffentlich vorgestellt. „Präventions- und Interventionsarbeit sind heute unverzichtbare Säulen unserer Arbeit. Doch in unserer über 40-jährigen Geschichte ist es uns nicht immer gelungen, unsere Mitglieder vor sexualisierter Gewalt zu schützen. Wir sind der Überzeugung, dass eine gründliche Aufarbeitung dieser Fälle unsere Kinderschutzbemühungen nur stärken kann. Aufarbeitung bedeutet für uns außerdem Betroffenen die Möglichkeit zu geben, gehört zu werden und Anerkennung zu erfahren.“, so Bundeschatzmeister Marcus Lauter. Um eine ehrliche und unabhängige Untersuchung und somit systematische Aufarbeitung zu gewährleisten, hat der BdP das IPP mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung beauftragt. Das Institut übernimmt die Verantwortung für das Forschungsdesign, die Auswahl der Zugänge zum Forschungsfeld, die Auswahl der Quellen, die Datenerhebung und –auswertung. Finanziert wird der Aufarbeitungsprozess aus eigenen Mitteln, vor allem durch Spenden, z.B. der Stiftung Pfadfinden, und Mitgliedsbeiträge. Im Fokus des Projekts stehen Fälle in den...

Aufruf an Zeitzeugen

Es ist dem Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V. (BdP) in seiner Vergangenheit nicht immer gelungen, seine Mitglieder vor sexualisierter Gewalt zu schützen. Dieser Verantwortung will er sich stellen, die Kultur des Schweigens mit Blick auf sexualisierte Gewalt in der Vergangenheit brechen und eine kritische Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt im Verband befördern. Darum hat seine Bundesversammlung 2016 beschlossen, ein Aufarbeitungsprojekt zu beginnen: Echolot. Unterstützt wird der BdP hierbei durch das wissenschaftliche Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP). Der BdP ist davon überzeugt, dass es so eine ehrliche und seriöse Aufarbeitung geben kann. Dies bedeute auch, Strukturen und Selbstverständnis in Frage zu stellen und diese zum Wohl der Kinder und Jugendlichen zu überprüfen. Bei der Auftakt-Pressekonferenz am 1. September Pressekonferenz wird der BdP über das Projekt berichten und Peter Caspari als Teil des Forscher*innenteams des Instituts für Praxisforschung und Projektberatung München (IPP) wird den Aufruf an Betroffene und Zeitzeug*innen vorstellen. Der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V. (BdP) wurde 1976 gegründet, ist interkonfessionell und überparteilich und erreicht rund 30.000 Kinder und Jugendliche. Er gehört zu den großen Pfadfinderverbänden Deutschlands und ist Teil der mit rund 50 Millionen Mitgliedern größten Jugendbewegung der Welt. Ziel der pädagogischen Arbeit des BdP ist es, Kindern und Jugendlichen Gemeinsinn und Verantwortung, Weltoffenheit und Umweltbewusstsein zu vermitteln. https://www.pfadfinden.de/kinderschutz/aufarbeitung/ „Wir können das Geschehene nicht ungeschehen machen, aber wir können unseren Blick darauf verändern und die Realität um die Sicht der Betroffenen ergänzen sowie uns der Verantwortung stellen. Wir wollen aus möglichen Fehlern lernen. Es wäre großartig, wenn du den Mut und die Kraft aufbringen Könntest, mit deiner Geschichte zur Aufarbeitung beizutragen. Wir bitten dich herzlich, dieses Projekt zu unterstützen. Das IPP sucht Interviewpartner*innen, die im Zeitraum 1976 bis 2006 als Zeitzeug*innen über die Atmosphäre damals Auskunft geben können, als Zeug*innen Grenzverletzungen beim BdP...