Rezension: Manchmal sucht sich das Leben harte Wege

In der Verlagsankündigung heißt es, dass Katharina Afflerbach ihrem Buch „Manchmal sucht sich das Leben harte Wege“ wahre Geschichten von Menschen schildert, die einen Schicksalsschlag erleiden mussten und dabei den Fragen nachgeht, was ihnen dabei hilft, wieder Lebensmut zu schöpfen und Freude zu empfinden. Für (ältere) Pfadfinder, die ja per Pfadfindergesetz quasi in allen Schwierigeiten zumindest sinngemäß lächeln und pfeifen, scheint dies eine lohnenswerte Lektüre zu sein. Tatsächlich sind die im Buch enthaltenden Schilderungen thematisch begrenzt auf Todesfälle unter engsten Angehörigen. „Ratgeberlektüre“ im engeren Sinne ist die Veröffentlichung keineswegs.

Vielmehr tastet sich die Sammlung der Geschichten über die Schilderungen jeweils unterschiedlicher Hinterbliebenen an die eigentlichen Fragestellungen heran, nämlich, wie konkrete Hinterbliebenen ihren Verlust individuell verarbeiten und was ihnen hierbei hilfreich war.

Tatsache ist: Der Tod naher Angehöriger wird wohl jeden von uns früher oder später ereilen. Selten wird es der „passende Moment“ oder „die passende Todesart“ sein. Wer es noch nicht selbst erlebt hat, kann zumeist nicht nachempfinden (und mitempfinden). In Folge erleben Hinterbliebene oft den Rückzug von Freunden oder Kollegen, die fürchten, „das Falsche“ zu sagen. Andere sagen unbedacht, oft hilflos-floskelhaft, unbeabsichtigt verletztende Dinge.

In der heutigen Gesellschaft ist der Tod nicht mehr Teil des Lebens: Er wird in Krankenhäuser und Pflegeheime quasi ausgelagert; Aufbahrungen der Verstorbenen werden überwiegend als verstörend empfunden und sind aus der Mode gekommen. Kinder hält man sowieso davon fern. In Folge dessen ist der erste Tote, den man sieht, zumeist direkt ein engster Angehöriger statt eine einem eher fernstehende Person. Es gibt also keine Gelegenheit, den Umgang mit dem Tod zu üben. Dabei wäre dies so wichtig – denn drumherum kommt man nicht.

Nach der Lektüre hat man zumindest eine Ahnung davon, was in Hinterbliebenen vorgeht und welche Art des Beistandes hilfreich sein kann. Man dürfte dann auch eher in der Lage sein, das passende zu sagen, sich sicherer fühlen im Umgang mit Hinterbliebenen. Doch auch an diese wendet sich dieses Buch. Denn die Umgebung kann eben nicht Gedanken lesen, was die eigenen Bedürfnisse angeht.

Man kommt nicht umhin, sich bei der Lektüre zu fragen: Wenn mir das passieren würde wie würde ich reagieren? Unmittelbar getroffen ist man freilich, trifft man in den Schilderungen auf Ereignisse, die einem selbst vertraut sind. Das lässt sich dann nicht wegwischen. Und eben darin besteht wohl die Größe dieses Buches: Die Distanz zwischen Trauernden und ihrem Umfeld zu verringern, um menschlichen Beistand zu ermöglichen.

Katharina Afflerbach
Manchmal sucht sich das Leben harte Wege.
Softcover, 180 Seiten.
ISBN: 9783990602393
Preis: 19,95 €
Erschienen am 05. September im Goldegg Verlag.


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