Pfadfinderhandschlag als kulturelle Aneignung

Dass Pfadfinder sich die linke Hand geben, da diese vom Herzen komme, sei beschönigend. Tatsächlich handle es sich bei dem international genutzten Pfadfinderhandschlag, bei dem zudem der kleine Finger abgespreizt werde, um eine kritikwürdige Art der kulturellen Aneignung, wie ein hochrangiger Vertreter der Region Afrika gegenüber der Weltorganisation der Pfadfinder (WOSM) klarstellte.

Der Gründer der Pfadfinderbewegung, Lord Baden-Powell, habe als Vertreter der Kolonial- und Kriegsmacht Großbritannien von dem zuvor besiegten (!) afrikanischen Aschanti- Häuptling Pempreh erfahren, dass die tapfersten und  treuesten der afrikanischen Krieger sich in dieser Art die Hände reichen, weil es bedeute, das Schild herunterzunehmen. Diesen Gedanken fand Baden-Powell so gut, dass er später für seine Pfadfinderbewegung den Handschlag mit der linken Hand einführte.

Somit handle es sich zweifelsfrei um eine kritikwürdige kulturelle Aneignung, denn dieser Brauch der unterlegenen afrikanischen Krieger sei durch einen Vertreter ihrer militärisch überlegenen Gegner für die Pfadfinder zweckentfremdet worden. Nicht einmal um Erlaubnis sei gefragt worden und der edle Brauch seiner kulturellen Identität entrissen worden. Von den zahlreichen Verbrechen der Kolonialmacht Großbritanniens ganz zu schweigen: Die Briten zerschlugen anschließend das Aschantireich, verschleppten den damaligen Asantehene Prempeh in ihre Kolonie Sierra Leone bzw. auf die Seychellen und erklärten das Gebiet der Aschanti zum Protektorat.

Der Vertreter der Region Afrika regte an, den Handschlag nur afrikanischen Pfadfindern zu erlauben. Kritik daran kam aber auch aus eigenen Reihen: Ein Vertreter  des ghanesischen Pfadfinderverbandes mahnte an, dass der Gruß ausschließlich Angehörigen oder unmittelbaren Nachkommen des Volkes der Aschanti zuzustehen sei, da er kulturelles Erbe nur dieses Volkes sei.

Die Weltorganisation der Pfadfinderinnen WAGGGS hingegen hat ihrem männlichen Pendant auch in dieser Frage wieder einmal etwas voraus. Bereits vor über zehn Jahren hatten sie beschlossen, den Gruß aufgrund seines militärischen und maskulinen Hintergrundes abzuschaffen und durch ein Verhaken des linken Fußes zu ersetzen. Etwas interessanteres als Schuhe gäbe es für Mädchen und Frauen sowieso nicht und so können man diese direkt in Augenschein nehmen und darüber niederigschwellig international ins Gespräch kommen.


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Kommentare

11 Antworten zu „Pfadfinderhandschlag als kulturelle Aneignung“

  1. Avatar von winnes

    …soll man diesen unfug wirklich kommentieren?
    rassismus pur! afrikaner dürften wegen kultureller aneignung weder telefonieren, medikamente nehmen, auto fahren, computer bedienen noch internet nutzen.
    alles ergebnisse westlicher kultur…ww

  2. Avatar von winnes

    …und pfadfinder dürften sie auch keine sein. eine weisse, westliche erfindung…ww

    1. Avatar von almi (Redaktion; DPB)

      Hiho, kulturelle Aneignung wird nur dann als kritikwürdig erachtet, wenn eine durch _Macht_ überlegene Kultur eine mindermächtigen ihre Kultur(bestandteile) „klaut“. Nun hätte ich gern von dir gewusst, wie du auf die Idee kommst, dass dies bei oben genannten Erfindungen der Fall sein sollte.

  3. Avatar von Paul
    Paul

    Schaut mal aufs Datum…

  4. Avatar von paul
    paul

    Schafe, dass die Kommentare geloescht werden.

    1. Avatar von almi (Redaktion; DPB)

      Die werden nicht gelöscht, die müssen bloß halt, wenn der Kommentator noch unbekannt ist, von Hand freigegeben werden.

  5. Avatar von Bär (Freivogel)
    Bär (Freivogel)

    April, April!

  6. Avatar von Oliver Leffler
    Oliver Leffler

    April, April ……

  7. Avatar von Hansdieter Wittke
    Hansdieter Wittke

    April, April

  8. Avatar von Pe
    Pe

    Also wenn ich die Erwiderung auf Winnes‘ Kommentar richtig verstehe, dürfen überlegene Kulturen nichts übernehmen, aber unterlegene Kulturen dürfen alles übernehmen? Richtig?

    Dann wäre jetzt nur noch zu klären, ob wir in Deutschland noch Spaghetti essen oder Wodka trinken dürfen, wie es sich hierzulande mit dem Konsum von Kaffee, Bananen und Schokolade verhält und schließlich müssten wir auch Kartoffeln und Tomaten abschaffen und um Dönerläden einen gaaaaanz weiten Bogen machen. Richtig?

    Ob das den Kaffeebauern in Guatemala hilft, wenn die auf ihren ganzen Kaffeebohnen sitzenbleiben?

    Frage für einen Freund …

    1. Avatar von almi (Redaktion; DPB)

      Das – ich nenne es mal ethisches Denkmodell – der kulturellen Aneignung geht davon aus, dass – salopp gesagt – die bereits sowieso unterlegenen Ethnien es nicht toll finden, wenn die „Sieger“ dann auch noch hingehen und sich mit ihren ureigensten kulturellen Federn schmücken. Im Kleinen (Vergleiche hinken immer) konnte man das auch schon bei der Fußball-EM beobachten, bei der die Isländer wider erwarten und mit Unterstützung ihrer Fans und deren „HU HU HU“-Rufen relativ weit gekommen waren, dann aber ausschieden und Fans anderer Mannschaften das „HU HU HU“ zum Ansporn ihrer eigenen Mannschaften übernahmen. Fanden die Isländer definitiv nicht geil. Haben sich nicht darüber gefreut.
      Dokumentiert ist auch Kritik von indigenen Völkern an Karnevalskostümierung, welche Klischeehaft „Indianer“ o.ä. darstellen.

      Kritik von Italienern, was den Konsum von Spaghetti anbelangt, ist mir nicht bekannt (außerdem geht es nicht um Konsum), allerdings: Wäre das Rezept von einer deutschen Besatzermacht gestohlen worden, könnten sie sich über eine deutsche Produktion derselben aufregen und den Schutz als „geschütztes regionales Produkt“ anmahmen (vgl.: Parma-Schinken, Parmesan etc.). Ob hingegen Pflanzen wie Tomaten oder Kartoffeln oder Kaffeebohnen eine kulturelle Leistung darstellen, wage ich zu bezweifeln.

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