Nachruf auf Hartmut Rupprecht (Trapper)

Am 28. März verstarb in Lübeck im Alter von 86 Jahren Hartmut Rupprecht (Trapper). Trapper setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg engagiert für die während der Naziherrschaft verbotene Pfadfinderbewegung in Lübeck ein, gab den Jugendlichen Halt und vermittelte ihnen Ziele. Heute gibt es wieder 250.000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Deutschland, weltweit sind es 41 Millionen. Auch als langjähriger Vorsitzender des Lübecker Jugendringes vertrat er Ende der sechziger Jahre die über hundert damals in Lübeck tätigen Vereine und arbeitete eng mit den damaligen Jugendpflegern Stooß und Krellenberg zusammen.

Trappers Jugend war durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges bestimmt. 1944 wurde er wie alle Zwölfjährigen zum Jungvolk eingezogen und musste einmal pro Woche zum Gruppentreffen. „Außer dem blöden Formaldienst: Antreten, Durchzählen, Links um, Rechts um, Abmarsch, „Ein Lied, drei, vier“ auf dem Schulhof und dem politischen Unterricht in den Klassenräumen, wo uns gezeigt wurde, wie das Großdeutsche Reich immer und überall siegte, gab es noch die Geländespiele zur Wehrertüchtigung.“ All dieses konnte Trapper überhaupt nicht begeistern. Er liebte es vielmehr, mit dem Fahrrad in die nahe Palinger Heide zu fahren; dort gab es ein großes Moor mit Laufstegen aus Holz und einer Hütte. Mit zwei Klassenkameraden gründete er dort heimlich den „Naturbund“ und praktizierten so häufig wie möglich die „Pfadfinderei“. Inspiriert dazu hatte Trapper ein Beitrag in seinem Englisch-Lehrbuch über die britischen Boy Scouts.

Als endlich am 2. Mai 1945 die britischen Truppen in Lübeck einzogen, war der Weg frei für das Wiedererwachen von Pfadfindergruppen, die allerdings noch unter einem unverfänglichen Decknamen, dem „Späherring“ nach dänischem Vorbild, liefen. Es dauerte noch drei Jahre bis die Alliierten die Gründung des Bund Deutscher Pfadfinder genehmigten. Hier fand Trapper seine Heimat und so entwickelte sich aus dem kleinen „Naturbund“ in Lübeck der Stamm „Panther“ und später unter seiner Leitung der Horst „Lüb’sche Ehr“ und in Ostholstein der Horst „Wagrien“. Neben den allwöchentlichen Treffen, die der Vermittlung pfadfinderischer Inhalte dienten, waren die Gruppen an den Wochenenden meist mit Fahrrad und Kohte unterwegs, um einander zu gemeinsamen Erlebnissen zu treffen. So wuchs der Kreis der Pfadfinder mehr und mehr. Das lag auch im Interesse der britischen Stadtverwaltung, die in der Jugendorganisation der Pfadfinder eine Möglichkeit sah, die aufgrund des Krieges oft vaterlosen Jungen aufzufangen und nach den internationalen Gebräuchen der Boy Scouts zu formen.

Schnell begriff Trapper aber, dass die Pfadfinderbewegung die Welt noch viel weiter öffnet. Sein Fernweh führte ihn schon früh bis nach Marokko und in den Iran, meist war er per Anhalter unterwegs, denn natürlich mangelte es an Geld. Den heutigen Massentourismus gab es damals noch nicht, und so traf Trapper als „Botschafter seines Landes“ überall auf Pfadfinder, die ihn gastlich aufnahmen und ihm Unterkunft und Unterstützung gewährten.

Folglich war dann auch der Aufbau internationaler Kontakte ein Schwerpunkt seiner Aktivitäten, die zu engen bis heute andauernden weltweiten Freundschaften und engen Partnerschaften mit dänischen, norwegischen und französischen Pfadfindergruppen führten. Besonders die Frankreichfahrten vermittelten oft Eindrücke, die tief berührten. Der Elysee-Vertrag, der für den Beginn der deutsch-französischen Freundschaft stand, war gerade erst geschlossen.

Diese Erfahrungen und seine vielfältigen Kontakte halfen Trapper auch bei der Gestaltung der Nordischen Jugendtage, zu der die Lübecker Jugend mehrfach die Jugendlichen Skandinaviens eingeladen hatte und die dann für eine Woche das Lübecker Stadtbild bestimmten.

Während der Krise im Bund Deutscher Pfadfinder wurde Trapper gebeten, den Landesvorsitz zu übernehmen. Erfolgreich führte er den Landesverband nahezu vollständig in den neu gegründeten Bund der Pfadfinder, der kurze Zeit später dann mit dem Mädchenbund zum Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder fusionierte. Trapper setzte sich stets engagiert für einen einigen interkonfessionellen Bund in Deutschland ein.

Für mehr als zwei Jahrzehnte war Trapper die treibende Kraft im Norden bis er die Verantwortung 1974 in jüngere Hände legte. Seither pflegte er seine weltweiten Kontakte, war gern gesehener Gast auf Bundeslagern und Jamborees und blieb im von ihm mitbegründeten Freundeskreis der heutigen Pfadfinderbewegung weiterhin verbunden. Er war einer der Stifter der BdP-Stiftung Pfadfinden.


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