Keine Cola für die DPSG

DPSG 1 1Die 70. Bundesversammlung der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) hat mit 39 gegen 38 Stimmen beschlossen, den Coca-Cola Konzern zu boykottieren. Gründe dafür sind Berichte über Morde an Angestellten des Getränkekonzerns in Kolumbien und über Trinkwasserklau in Indien. Neben Coke selbst betrifft der Boykottaufruf auch die Getränkemarken Fanta, Mezzo-Mix, Lift, Sprite, Powerade, Bonaqua Mineralwasser und Nestea Eistee.Der amerikanische Getränkehersteller dient dabei jedoch lediglich als Beispiel für Firmen, die menschliche Grundrechte verletzen. Aber nicht im Sinne eines Alibi-Präzedenzfalles, sondern im Sinne des Pars-pro-toto-Prinzips („Ein Teil (steht) für das Ganze.“) Der Boykott der DPSG ist von anderen Anti-Coke Kampagnen (wie Killer Coke) unabhängig .

Das Unternehmen kritisierte, daß sich die DPSG in der Begründung des Boykotts auf eine unvollständige und überholte Faktenlage bezieht und wies detailliert auf die Maßnahmen hin, die vom Konzern in Indien und Kolumbien getroffen worden seien, um die Lage der Betroffenen zu verbessern. Des weiteren verwies Coca-Cola auf Gerichtsbeschlüsse zu seinen Gunsten, auf Umweltschutz- und Menschenrechtsmaßnahmen, an denen der Konzern beteiligt gewesen sei, sowie auf eine unparteiische Untersuchung der International Labour Organisation (ILO) in ihren Abfüllbetrieben.

Oliver Rothardt, einer der Diözesanvorsitzenden der DPSG Freiburg, kündigte gegenüber der Webseite fudder.de daraufhin an, daß die aktuelle Faktenlage geprüft werde und es gegebenenfalls zur Revision des Verzichtsaufrufes komme. Dennoch bliebe der Sinn des Beschlusses erhalten: „Die Reaktion von Coca-Cola zeigt, daß sich durch solch einen Beschluß etwas in Bewegung bringen läßt, und sei es nur in den Köpfen unserer eigenen Mitglieder.“
Kommentar von Klaus Hinkel:
Die DPSG boykottiert Coca Cola !

Sind wir nicht toll, wir, die DPSG, profilieren uns als Global Player!

Sind wir nicht gut? Und das im Vorfeld des G8 Gipfels und im Zeichen von „100 Jahre Pfadfinder“! Wir zeigen uns als wahre Vertreter der Interessen unserer Mitglieder, von Kindern und Jugendlichen, deren Meinung wir als Erwachsene genau kennen. Und: Wir greifen in das Weltgeschehen ein! Wir sind eben wer und wir kommen mal wieder in die Presse. Was wäre denn, wenn wir einmal konkret und deutlich etwas zum Rauchen und Trinken im Verband gesagt hätten? Sicher, das ist schon etwas schwerer, besonders mit der Durchsetzung. Das wäre doch vielleicht mal ganz konkret was für die Gesundheit unserer Pfadfinderinnen und Pfadfinder, oder? Was wäre, wenn wir etwas zu dem vielfältigen Dreck in Teilen des Fernsehens beschließen, dagegen protestieren und zum Boykott aufrufen würden? Wirklich – wir vertreten die Interessen unserer Mitglieder und wir sagen auch gleich, welches diese sind. Gut, daß es doch noch andere Meinungen bei uns geben darf.

Quelle: scouting 03-07

 


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