„Was ich hier erlebe und lerne, kann mir niemand mehr nehmen!“ Viele junge Menschen wissen nicht genau, was sie nach der Schule machen wollen. Häufig steht der Wunsch im Raum, ins Ausland zu gehen. Die zahlreichen Möglichkeiten führen schnell zu einer großen Orientierungslosigkeit. Workcamp, Praktikum? Au Pair? Ein FSJ? Arbeiten? Oder einfach nur Reisen? Ein Freiwilligendienst verbindet vieles davon. Ein Jahr im Ausland leben und in einem sozialen Projekt mitarbeiten. Nicht immer wissen junge Menschen, worauf sie sich dabei einlassen. Die Don Bosco Volunteers berichten:
Kolumbien, Medellín: Jan springt aus einem Taxi und verschwindet kurz in den kleinen Läden und Ständen an der Straßenecke. Gleich geht es für ihn beladen mit Snacks, Kakao, Obst und Gebäck wieder hoch. Rauf in die Barrios. Mit jedem Meter nach oben schwindet der Wohlstand und die Armut seiner Bewohner wird deutlicher. Oben angekommen, entlädt der 18jährige Kölner das Taxi und los geht es mit „Derecho a soñar“, dem Recht zu Träumen. Montags, Dienstag und Donnerstags bietet Jan als Don Bosco Volunteer in verschiedenen Vierteln Freizeitangebote und Gruppenstunden für benachteiligte Kinder und Jugendliche an. Die Familien der teilnehmenden Kinder werden dabei von Sozialarbeitern der Ciudad Don Bosco in Medellín betreut. Das große Jugendhilfezentrum, hoch oben auf einem anderen Berghang der kolumbianischen Millionenstadt, ist grade sein Zuhause. Für ein Jahr hat der Abiturient Deutschland den Rücken gekehrt, für einen Freiwilligendienst in der Stadt, die noch vor 20 Jahren als die gefährlichste Stadt der Welt galt. Heute ist das anders. 2013 kürte das Wall Street Journal Medellín zur innovativsten Stadt der Welt- auch weil Kreative die Stadt bereichert haben mit Graffitis, Startups, Kulturinitiativen.
Jan findet, dass ihn die kolumbianische Lebensart verändere. „Man meckert weniger. Ich sage, was mich stört und dann ist´s auch wieder gut.“ Zu 90%, beschreibt er, sei seine Arbeit Bespaßung der Kinder. Letzte Woche hat Jan zum Beispiel einen Morseapparat mit den Kids gebaut und sie haben sich Nachrichten geschickt. Dazu Büroarbeit, die pädagogischen Fallakten der Kinder ergänzen und zuhause geht es dann gleich weiter. Die Ciudad Don Bosco teilt er sich mit über 300 Kindern und Jugendlichen die hier wohnen und weiteren 500 die hier täglich zur Schule gehen oder eine berufliche Ausbildung machen. Dazu Sozialarbeiter, Salesianer Don Boscos und weitere Volunteers aus Deutschland, Österreich und Holland.
Sein neues Leben fühlt sich jetzt nach acht Monaten Kolumbien völlig normal an. Kalte Dusche morgens, sehr viel Reis, der gleichbleibende Frühling und der pünktliche Sonnenuntergang um 18 Uhr. Immer noch besonders dagegen sind die Hilfsbereitschaft und Offenheit der Kolumbianer. Die Kinder und die Menschen hier- so viel Positives, was er mitnimmt nach Hause. Der Moment, als die Kinder im Barrio nach Monaten der anfänglich eher distanzierten Zusammenarbeit zum ersten Mal strahlend dem Taxi mit ihm entgegengelaufen seien. „Profe, Profe“ (Abkürzung für Lehrer, Betreuer) riefen und sich tierisch gefreut hätten. Jan sagt, ihm hätten die Vorbereitungsseminare und die Gespräche mit den Ehemaligen Don Bosco Volunteers viel gegeben, hier eine gute Zeit zu haben. Die hätten ihm geraten, möglichst wenig Erwartungen zu haben und einfach für alles offen zu sein. Ihn habe das Jahr sensibler für sein Umfeld werden lassen. Wenn man die eigene Sozialisationsblase verlässt, wird man geduldiger und demütiger. Ganz sicher, die Begegnungen hier in Medellín haben sein Leben verändert und bereichert.
Ein Freiwilligendienst mit Don Bosco Volunteers dauert 12 Monate und wird mit dem Programm „weltwärts“ des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit) gefördert. Die Freiwilligen werden von Don Bosco Volunteers in drei Vorbereitungsseminaren auf die Herausforderungen eines Freiwilligendienstes vorbereitet. Träger des Programms ist die kath. Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos, die sich rund um den Globus für eine lebenswerte Zukunft von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Bewerben für die 50 Plätze können sich junge Menschen zwischen 18 und 28 Jahren immer bis zum 31.10 eines Jahres. Einsätze sind in vielen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerika möglich. Die Ausreise erfolgt dann im kommenden September. Die Volunteers erhalten freie Anreise, Unterkunft, Logis, Taschengeld und werden versichert. Das Kindergeld wird in den meisten Fällen weitergezahlt. Für die Freiwilligen verbleibt ein Eigenbeitrag von 2400 Euro.
Mehr Informationen und Bewerbung: www.donboscovolunteers.de
Foto: Leo während eines Einsatzes für „Derecho a soñar“. Copyright Don Bosco Mission/ Judith Döker
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