Finnentag und Maximilian Bayer

In Hohenlockstedt weiß jedermann, was es mit dem alljährlich begangenen Finnentag auf sich hat. Hunderte von Besuchern nehmen dort jedes Jahr an den entsprechenden Feierlichkeiten teil und bewundern die Laienschauspieler in ihren Kostümen, welche unter anderem „als Pfadfinder getarnte Finnen auf dem Weg zur militärischen Ausbildung“ und „Major Maximilian Beyer“ darstellen. Beyer mit „e“? Wikipedia dementiert und schreibt ihn mit „a“ – und damit wäre den Pfadfindern unter den Lesern zumindest schon einmal der Hauptakteur des Treibens ein Begriff. Während man als gestandener Pfadfinder die militärische Laufbahn von Baden-Powell, dem britischen Gründer der Pfadfinder, zumindest in groben Zügen auf dem Schirm hat, ist dies bei Maximilian Bayer, dem Mitbegründer der deutschen Pfadfinder, weniger oft der Fall. Major Maximilian Bayer startete 1915 in Hohenlockstedt die Ausbildung der sogenannten „Finnischen Jäger“. Kurzer geschichtlicher Exkurs: Finnland selbst war zu diesem Zeitpunkt durch das Russische Kaiserrreich nahezu vollständlich annektiert. Als Pfadfinder verkleidet und mit dem angeblichen Ziel der Teilnahme an einem Pfadfinder-Feldmeisterkurs kamen finnische Freiwillige, hauptsächlich nationalbewusste Studenten, nach Hohenlockstedt, um dort unter strengster Geheimhaltung eine militärische Grundausbildung zu erhalten. Diese  so genannten Finnischen Jäger (offizielle Bezeichnung: das Königlich-Preußische Reserve-Jägerbataillon 27) bildeten den Kern der späteren finnischen Armee. Die Ausbildung in Hohenlockstedt wird als Startpunkt des demokratischen Prozesses in Finnland aufgefasst, denn ohne eine eigene Armee hätte Finnland nie den Weg in die Unabhänigkeit geschafft. Wer konkret auf die Idee verfallen war, die Finnen als Pfadfinder zu verkleiden, ist nicht überliefert, aber für den Mitbegründer der deutschen Pfadfinderbewegung Major Maximilian Bayer höchstselbst wäre dies ein naheliegender Gedanke gewesen. In Hohenlocksteht begeht man im zeitlichen Umfeld des 25. Februars, an dem im Jahr 1915 der erste Ausbildungskurs mit 189 Finnen stattfand, jedes Jahr den sogenannten Finnentag. Mit als Pfadfindern verkleideten Finnen, einem Major Maximilian Bayer bzw. Beyer, dem Marsch der Erinnerung vom Bahnhof bis zur Unterkunft und einer Kranzniederlegung am Ehrenhain. Die Finnen sind echt, die Pfadfinder nicht. Dafür ist die Bundeswehr mit Jägern mit von der Partie, logisch. Dieses Jahr war besonders viel geboten: Schließlich jährte sich die Ankunft der ersten Finnen in Hohenlockstedt zum 100. Mal.

Bildnachweis: Museum Hohenlockstedt
Quelle: SHZ 28.02.2014