Die BSA in der Titanic

Die Titanic, Deutschlands wohl bekanntestes Satiremagazin, hat in seiner Maiausgabe die Insolvenz der Boy Scouts of America (BSA) zum Anlass genommen, angebliche Merit-Badges vorzustellen, welche die Mitglieder durch entsprechende Leistungen erhalten können: Für das Ausschneiden von Rabattmarken, Handtaschendiebstahl, Umgang mit dem Metalldetektor, das Anwerben von homosexuellen Mitgliedern (nach deren Konversionstherapie) oder für sexuelle Dienstleistungen in öffentlichen WCs. Damit die Scouts zu frischer Stärke motiviert werden.

Vorweg: Die einzige Möglichkeit, in der Titanic positiv dargestellt zu werden, ist nach meiner Beobachtung, indem man etwas auf humoristischem Gebiet leistet und von Hans Mentz in seiner Humorkitik lobend erwähnt wird. Immerhin hat die Scouting-Redaktion Zugang zu Titanic und outet sich damit als Leser – alle übrigen prallen an der Bezahlschranke, welche hochwertige journalistische Arbeit überhaupt erst ermöglicht, vermutlich ab. Sie verpassen als Highlight das Penis-Badge.

Aber ernsthaft zusammengefasst: Was da bei der BSA über Jahrzehnte abgelaufen ist, rächt sich nun halt eben – das amerikanische Rechtssystem macht es möglich. Und da können hierzulande ja viele nur sehr froh sein, dass unser Rechtssystem ein anderes ist, sonst hätten auch die Kirchen hier schon sehr viel mehr Klagen am Hals. Und nicht nur diese. Und da würden dann auch Badges nicht mehr weiterhelfen. Obgleich, ich würde es mir ja fast wünschen, das amerkanische Rechtssystem. Mir würde auch direkt einfallen, welche Organisation man da belangen könnte.

Natürlich flippen direkt alle deutschen Pfadfinder aus, wenn sie (nicht) lesen (können – da Bezahlschranke): „Wer hätte denn ahnen können, was passiert, wenn man wunderliche alte Männer mit einer Gruppe autoritätshöriger Pubertierender tagelang allein im Wald lässt?“, weil sie sich selbst als „wunderliche alte Männer“ und direkt auch noch als Missbrauchstäter tituliert fühlen. Dabei sind „wunderlich alte Männer“ von meiner Frauenwarte aus eine Tautologie, wohingegen „autoritätshörige Pubertierende“ eine contradictio in adiecto darstellen.
Diese beiden Dinge in einem einzigen Satz unterzubringen, offenbart das sprachliche Genie des Verfassers, dem vermutlich einst (ebenso wie meinem Sohn) bei einem Jamboree etwas aus dem Rucksack geklaut wurde und der jetzt auf geniale Weise zurückschlägt: Indem er ein Badge für eine solche Tat („Handtaschenraub“) auslobt. So würde sie zumindest sinnstiftend sein.


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