Denkmalschutz und Pfadfinderarbeit

muehlenstumflogo weber hoechste quali lilie okJugendbewegte haben offensichtlich eine Schwäche für alte Gemäuer – so ließe sich vielleicht das Phänomen, daß Pfadfinder- und auch Wandervogelgruppen mit Vorliebe in Türmen, Burgen, alten Fachwerkgebäuden etc. hausen, erklären. Oder es hängt damit zusammen, daß solche Gebäude den Nachteil haben, daß sie meist nicht den modernen Ansprüchen genügen und einen hohen Instandhaltungsaufwand mit sich bringen. Vielleicht nähme einfach niemand außer einer Horde romantisch-idealistischer Jugendlicher und junger Erwachsener den persönlichen Aufwand auf sich, eine solche Bruchbude zu renovieren und zu erhalten.Seit Beginn ihres Bestehens im Jahre 1996 suchten beispielsweise die Bonner Pfadfinderinnen und Pfadfinder der Stämme Rheingold und Rheintöchter aus dem Deutschen Pfadfinderbund (DPB) nach einer festen Bleibe. Dabei absolvierten sie allerlei archetypische Stationen einer Odyssee. Nachdem sie also in Jugendzentren angepöbelt wurden, in baufälligen Schulbaracken asbestverseucht und schließlich zwangsgeräumt wurden,  in privaten Familienwohnungen häusliche Sonderbelastung auslösten und ansonsten stets nur zeitlich begrenzt in anderen städtischen oder kirchlichen Unterkünften untertauchen konnten, kam schließlich der glorreiche Tag, an dem ihre Aufmerksamkeit von dem Stumpf einer alten Mühle im Bonner Norden geweckt wurde.

Das denkmalgeschützte Gemäuer war vollkommen verrottet und ähnlich marode, wie potentiell fördernde öffentliche Kassen. Dieses Relikt in ein funktionsfähiges Pfadfinderheim zu verwandeln – eine höchst anspruchsvolle, ehrgeizige Aufgabe, die mit uneingeschränktem, erfreulichem Nachdruck von der zuständigen Denkmalbehörde unterstützt wurde.

Bei dem alten, vernachlässigten Mühlenstumpf  handelt es sich um ein letztes Relikt einer jahrhundertealten Bau – und Techniktradition. Bereits auf einer Zeichnung des Rheinlaufes aus dem Jahre 1620 war eine Bockwindmühle auf dem Bonn-Graurheindorfer Gebiet eingezeichnet. Eine genaue Lokalisierung erlaubt eine französische Kartenaufnahme des Jahres 1807/08, die an dem heutigen Standort eine Windmühle verzeichnet. Diese alte Windmühle wurde im Jahre 1831 durch eine sogenannte Holländische Turmwindmühle ersetzt. Die Mühle war bis zum Ende des Jahrhunderts noch in Betrieb. Nach dem Übergang in das Eigentum der Stadt Bonn im Jahre 1899 wurde der Betreib eingestellt und die Aufbauten um die Zeit des ersten Weltkrieges niedergelegt. Der massive Unterbau diente in der Folgezeit als Eiskeller, Lager, Werkstatt und auch als Stall. Die mit einem Geländer umwehrte Plattform diente als Aussichtspunkt. Durch die Initiative des Deutschen Pfadfinderbundes bietet sich die Möglichkeit, den Stumpf wieder sinnvoll zu nutzen und ihn dadurch dauerhaft zu erhalten.

Der bestehende Förderverein der Pfadfinder nahm sich mit hohem Elan der Sache an, dem ursprünglich niedrigen dreistelligen Kassenstand zum Trotz. Die lohnenswerte Verbindung zwischen aktivem Denkmalschutz, Heimatpflege und Jugendarbeit und das beispielhafte Engagement der Pfadfinder und ihres Fördervereines eröffneten unerwartete Förderung durch staatliche und private Initiativen sowie Privatpersonen. Nach zwei Jahren Vorarbeit ist man jetzt optimistisch, noch in diesem Jahr mit den Baumaßnahmen beginnen zu können und diese in einem absehbaren Zeitrahmen abschließen zu können. Aktuelle Informationen zum Projektstand finden sich für umlautfähige Browser unter www.mühlenstumpf.de .

Quelle: scouting 02-06


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