Buchvorstellung: Danke, Afrika!
Lena Wendt, bekannt durch ihren Film und das gleichnamige Buch „Reiss aus“ reiste bereits mehrfach ab 2008, zum Teil beruflich veranlasst, zum Teil während ihrer Urlaube, durch 25 verschiedene akrikanische Staaten. 2014 beschloss sie, ihren Job als Journalistin beim NDR sausen zu lassen und ihrer Reiseleideschaft Vollzeit nachzugehen: als Journalistin, Fotografin und Autorin. Mit zwei Freundinnen gründete sie zuletzt „Dihiya Inspired“, eine Marke für Upcycling-Produkte, deren Erlöse zum Teil an eine Meeresschutz-Initiative und lokale medizinische Notfälle gehen.
In ihrem Anfang April im Stiebner Verlag erschienenen Buch „Danke Afrika“ nimmt sie uns mit auf ihre Riesen durch den schwarzen Kontinent, wobei ihre Gegenwart (Festsitzen in Marokko während des Lock-Downs) und Vergangenheit im Wechsel miteinander verwoben sind. Das Anliegen der Autorin ist es, mit Vorurteilen brechen und unsere Sinne für die Schönheit, welche sich hinter diesem Kontinent verbirgt, zu schärfen: „Ich möchte ein anderes Gefühl in den Herzen der Leser erzeugen, ein offenes, ehrliches Gefühl für den aus meiner Sicht schönsten Teil der Welt.“
Der Leser begegnet im Buch neben Berggorillas in Ruanda, Trommler-Gruppen in Gambia oder verstockten Grenzbeamten in Dschibuti nicht nur all jenen, denen Lena Wendt auf ihren Reisen in Freundschaft begegnete, sondern eben auch Lena Wendt selbst: Geboren 1985 in Osterode am Harz, oberflächlich gesehen eine von diesen weltoffenen, musik- bewegungs- und tierbegeisterten jungen Frauen mit Dreadlocks, die Abenteuer liebt und ihre Freiheit braucht, wie ein Fisch das Wasser. Es entstehen so manche Spannungsfelder zwischen den Situationen, auf welche sie trifft und welche sie gerne ändern würde und ihrem Wissen darum, dass sie nicht die ganze Welt retten kann – nicht jeden Straßenhund, auch nicht die vernachlässigten Pferde des Nachbarn und (noch sehr viel schlimmer) auch nicht jeden ihrer Freunde und „kleinen Brüdern“ vor dem Abgleiten in Hoffnungslosigkeit und Drogensumpf. Sie weiß, dass sie als Europäerin priviligiert ist und dass sie sich davon nicht freischwimmen (bzw. davonsurfen) kann, auch wenn ihr Augenhöhe („Wir sind alle eins!“) zum Gegenüber (gleich welcher Herkunft) selbstverständlich ist. Denn die Gegebenheiten der Welt sind eben nicht auf Augenhöhe. Lena Wendt stellt die Dinge so dar, wie sie nun einmal sind, inklusive sich selbst, inklusive sehr verstörender oder entmutigender Erfahrungen auf ihren Reisen. Ihre Erlebnisse sind interessant, berührend und lehrreich: Ihr gelingt es, gedankliche Anstöße zu etwas zu geben, worüber sich nachzudenken lohnt – allerdings nicht per erhobenen Zeigefinger oder Appell, als vielmehr aus den Schilderungen selbst wachsend. Beide Daumen hoch.
Lena Wendt
Danke, Afrika
272 Seiten
18€
978-3-7679-1286-1 (ISBN)