Auseinandersetzung zweite Runde

Hamburg-Harvestehude: Das Hickhack zwischen Pfadfinderstamm und Gemeinde geht weiter. Nachdem ein „Runder Tisch“ unter Beteiligung des Moderators Ulrich Wickert angekündigt worden war und die Gemeinde erklärt hatte, dass der Pfadfinderstamm nicht vor die Tür gesetzt werde, sah alles nach gütlicher Einigung aus. Doch gefehlt. Der Stamm verkündete überraschend vor einigen Tagen, seinerseits aus Protest zumindest vorläufig die Gemeinde zu verlassen. Die Kirchengemeinde erfuhr dies aus einer Pressemitteilung und reagierte überrascht. Auf ihrer Internetseite reagiert sie mit folgender Mitteilung:

„Über eine Pressemitteilung haben wir am 10.12.2019 erfahren, dass die Pfadfinder*innen vorübergehend die Räume der Gemeinde verlassen. […] Dem Kirchengemeinderat ist darüber bisher nichts von den leitenden Ehrenamtlichen des Pfadfinderstamms mitgeteilt worden. […] Das Ziel des Runden Tisches ist der Fortbestand der Pfadfinderarbeit in der Gemeinde St. Andreas. Der Runde Tisch soll bis 31.05.2020 einen Vorschlag erarbeiten, wie die Jugendarbeit des Pfadfinderstammes St. Andreas im Verhältnis zur Kirchengemeinde künftig neu strukturiert werden kann. Dabei geht es stets darum, dass die Jugendarbeit so transparent organisiert wird, dass die Gemeinde sie in jeder Hinsicht gut verantworten kann: in finanzieller Hinsicht, in Blick auf die Versicherung, in Hinsicht auf den Schutz des Wohls der Jugendlichen (Prävention). Da gibt es Defizite, über die wir seit Monaten in wechselnden Runden sprechen. Wir werfen keinem Ehrenamtlichen im Einzelnen Versäumnisse vor, sondern wollen miteinander erarbeiten, wie die Verantwortlichen der Kirchengemeinde so umfassend informiert werden können, dass der KGR die Pfadfinderarbeit verantworten kann. […] Es steht keine Drohung mit einem Rauswurf im Raum. […] Jetzt erfahren wir aus einer Pressemitteilung, dass unsere Pfadfinder andere Räume nutzen. Es ist unklar, was dies für den Status der Pfadfinder als Jugendarbeit unserer Kirchengemeinde bedeutet. Der Vorgang veranschaulicht die Intransparenz, wie wir sie in den vergangenen Jahren immer wieder vonseiten leitender Ehrenamtlicher der Pfadfinder erleben. […]“

Die Pfadfinder ihrerseits sprechen hingegen von einer „fortwährenden Drohung eines Rauswurfes“ und ihr Stammesführer erklärte, man habe sich die Entscheidung, zumindest vorrübergehend auszuziehen, nicht leicht gemacht. Wie das Hamburger Abendblatt berichtete, bestehe von Kirchenseite aus weiter der Wunsch, konstruktiv miteinander zu sprechen und die Pfadfinder zu behalten – aber eben unter anderen strukturellen Voraussetzungen. „Die Pfadfinderarbeit sei eine Herzensangelegenheit, die aber in der gemeindlichen Pfadfinderarbeit münden müsse. Die Gemeinde trage die Verantwortung für die Jugendarbeit und ist dazu verpflichtet, die Finanzen und Strukturen des Stammes zu kennen, um die Kinder zu versichern und ihre Daten zu schützen.“

Wo da die Fronten verlaufen, scheint nun ziemlich klar:
Offenbar wünsch(t)en die Pfadfinder, die Infrastruktur der Gemeinde zu nutzen, sind/waren aber nicht unmittelbar bereit, im Gegenzug eine im engeren Sinne gemeindliche Pfadfinderarbeit anzubieten, ihre Finanzen offen zu legen, sich an kirchliche Auflagen beispielsweise zur Prävention zu halten usw. Kurzum: Die Pfadfinder wollen ihre Autonomie behalten, die Gemeinde Kontrolle ausüben. Und das soll nicht wertend für die eine oder andere Seite sein, wenn man dabei feststellen wird: Da ist/war Krach vorprogrammiert.


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