1000 Places to see… before you die

Wer kennt sie nicht, die dicken Schmöcker, welche versprechen, eine vollständige Übersicht darüber zugeben, was man gesehen oder getan haben sollte, ehe man stirbt. Wohl ein Nebeneffekt des Überflusses an Informationen, dass man (es handelt sich um Bestseller!) für diese einfachen Entscheidungen schon eine Anleitung braucht, um bloß nichts falsch zu machen. Dabei wirkt es etwas anachronistisch, in heutigen Zeiten dafür noch auf gedruckte Werke zurückzugreifen, aber nein:
Gerade im Segment Reiseführer sind die Printexemplare in mancher Hinsicht digitalen Medien überlegen.
Jeder, der sich schon einmal mit einem Reisebegleiter gemeinsam über den Mini-Bildschirm eines Smartphones quetschen musste, kann bestätigen, dass Bücher da einfach besser sind. Auch, wenn kein Netz da ist. Oder um sich schnell einen oberflächigen Eindruck zu machen. „Mal eben durchblättern“ fällt auf Internetseiten schwer, stattdessen ständige Ablenkung nach rechts und links sozusagen (jeder hat sich wohl schon stundenlang „versurft“). Außerdem verzichten viele Pfadfinder auf Fahrten konsequent auf digitale Endgeräte. Nicht aber auf Bücher.

Was nun die gerade frisch aufgelegten Werke „1000 Places to see before you die – Deutschland, (Österreich, Schweiz)“ und die „1000 Places to see before your die – Ausgabe für den Weltreisenden“ anbelangt, hier eine konkrete Einschätzung. Man wird sie nicht im Rucksack mitschleppen, es sei denn, als Ersatz für einen Hammer, um die Zeltheringe einzuschlagen. Vorrangig wenden sie sich an Normaltouristen, wobei durchaus auch attraktive Wandervorschläge erwähnt werden (allerdings reichlich unkonkret). Erwartet man von über tausendseitigen Werken dieser Art eine absolute Vollständigkeit, wäre das natürlich Quatsch. Auch Personen mit speziellen Interessensgebieten werden vielleicht das ein oder andere vermissen, das hier ist definitiv Mainstream. Allerdings offensichtlich mein Mainstream. Hätte ich eine Liste erstellen müssen mit Sehenswürdigkeiten in 100 km Umkreis, von denen ich persönlich meine, dass sie in das Werk zu Deutschland hineingehören würden; nun, genau diese Orte finden sich tatsächlich auch darin wieder. Volle Punktzahl dafür. Doch es bleibt nicht bei Orten, auch Veranstaltungen und kulturelle Errungenschaften werden genannt. Da fehlt mir zwar Pützchens Markt (was, ihr kennt den nicht?), aber es wäre ja auch fast schon gruselig, wenn wirklich alles enthalten wäre, was ich für erwähnenswert hielte. (Da müsste ich mich dann fragen, ob ich wirklich noch ein Individuum bin). So komme ich denn zur Einschätzung, dass, wer eine Reise plant oder eine Inspiration für eine Reise sucht, mit diesem Werk an genau der richtigen Stelle ist.

Etwas abweichend dazu mein Eindruck von der Ausgabe für den Weltreisenden. Das ist nun wirklich krass, die ganze Welt in ein Buch zu quetschen. Das kann nur ganz knapp werden. Doch unter diesen Einschränkungen gelingt es dann doch. Da bleiben dann zwar nur noch die Superlativen übrig (beispielsweise die Bayrische Braukultur, jawoll!) aber trotz der knappen Worte ist dann doch so einiges gesagt. Um ehrlich zu sein, bin ich verblüfft, dass das so gut hinhaut. Wer nicht lesen will, sondern vorrangig Bilder ansehen, ist bei beiden Werken an der falschen Adresse. Sie sind zwar durchgängig farbig, aber bei einer üblichen Bildgröße von maximal 4x4cm sind diese eher nur zur abwechslungsreichen Gestaltung der Seite geeignet. Das ganze ist also eindeutig textlastig.

Beide sind Softcover mit Klebebindung und fielen nicht beim ersten Durchblättern auseinander, machen einen stabilen Eindruck. Die Druckqualität, gerade bei den Bildern, ist dann aber eher mau und das teuerste Papier wurde nun nicht gerade verwendet. Wer Ü40 ist wird zudem sicherlich eine Lesebrille oder Lupe benötigen, um mit der Schriftgröße klar zu kommen. Die enthaltenen Werbeanzeigen fallen nicht negativ auf, geben eher interessante Hinweise auf touristische Möglichkeiten (zum Beispiel zur Übernachtung im Strandkorb). Eine lustige Checkliste, damit man schnell abhaken kann, welche Reise bereits „erledigt“ ist, gibts obendrein.

Die beiden Bücher haben mir erstaunlich gut gefallen, ich war vorher mit erheblich Skeptik gesegnet. Da sind wirklich viele tolle Infos drin, damit fällt man nicht auf die Nase.

1000 Places To See Before You Die©
Die neue Lebensliste für den Weltreisenden
2018, 3. Auflage
Taschenbuch, 1220 Seiten.
VISTA POINT
ISBN: 978-3-96141-270-9
€ 19,99 [D]

1000 Places To See Before You Die© – Deutschland, Österreich, Schweiz
2018, 2. Auflage
Taschenbuch, 1168 Seiten.
VISTA POINT
ISBN: 978-3-96141-055-2
€ 19,99 [D]

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Kommentare

Eine Antwort zu „1000 Places to see… before you die“

  1. […] in 100 Km Umkreis für wirklich erwähnenswert halte, immer noch drin sind, so wie dies bei meiner letzten Besprechung der 2. Auflage der Fall gewesen war. Ich war erleichtert, dies bestätigt zu […]

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