Ottenstein und Sängerfeste sind im Leben doch das Beste

Ottenstein ist auch bei Regen schön
Ottenstein ist auch bei Regen schön

Doemern / Ottenstein. Mitten im flachen Münsterland, wo sonst Atommüll gelagert wird, findet Jahr für Jahr in einer unspektakulären Schützenhalle das Zugvogel-Sängerfest statt. Völlig unberührt vom Anspruchs- und Niveaudenken mancher Pfadfinderbünde ist der Zugvogel – Deutscher Fahrtenbund eine bodenständige, stark handwerklich orientierte Gemeinschaft von Jungen und Männern. Was sich natürlich auch auf das durch ihn organisierte Sängerfest auswirkt. Weswegen die Kritiker der Veranstaltung ihr naserümpfend gerne ihre Proletariermanier vorwerfen. Statt Wein wird Bier konsumiert und das in verstärkten Mengen. Statt Kerzenschein und Ringelpietz mit Anfassen (Volkstanz) gibt es Neonbeleuchtung, Zigarettenschwaden und wildes Halstuch- bzw. Barettschwingen. Am ersten Abend gibt es Kleinkunst, am zweiten Tag den Singewettstreit selbst und an beiden Abenden gemeinsamen Stehgesang in der großen Halle mit integrierter Theke. Manchmal ergibt sich durch den festen Termin am ersten Maiwochenende ein verlängertes Wochenende, dann muß man sich die Kräfte gut einteilen.Auch zum zwanzigjährigen Bestehen gab es keinen Abbruch in der Tradition. Wunderbarer, uneingeschränkter Sonnenschein war mit von der Partie. Aber vielleicht gerade deshalb war es lausig kalt, selbst das Laub an den Bäumen traute sich noch nicht recht heraus. Und trotzdem „Schön war’s“ – so die einhellige Meinung derer, die schon öfters mit dabei waren und auch jener, die zum ersten Mal ihren Weg nach Ottenstein fanden. Anstrengend war es natürlich auch. Nach zwei durchgesungenen Nächten ist man in aller Regel anschließend sehr heiser und durchnächtigt – warum sollte das diesmal anders sein? Doch das Döner war – wie stets – herausragend lecker und genau das richtige, um neue Kräfte zu tanken. (Tiere sind nämlich zum Essen da, wie zu lernen war). Manchen Besuchern fiel negativ die Teilverlagerung der gemeinsamen Singerunde in den Vorraum des Naßzellenbereiches auf – im Hauptraum waren dann eher jene, die quatschen wollten. Hoffentlich kein Anzeichen für eine Zunehmende Quatsch- statt Mitmach-Manie. Der Singewettstreit selbst  – Mitmachen ist auch hier ausdrücklich erwünscht und gefordert! Was natürlich nicht automatisch heißen muß, daß Gruppen, die sich erst spontan am Vorabend des Singewettstreites entscheiden, mitzumachen, vom rein musikalisch-gesanglichem Bild her unbedingt beeindruckend sein müssen. Dennoch hat der Ottenstein es in den letzten Jahren deutlich stärker als andere Singewettstreite vermocht, neue Schlachtgesänge in die Bünde zu exportieren. Das noch aktuellste Beispiel dürfte das Lied „Sonnenschein und wilde Feste“ sein, aber auch „Es ist Land in Sicht“. Dieses Jahr überzeugte (neben dem Auftritt eines später nur noch als „Bündischer Hansi Hintersehers“ bekannten jungen Mannes) auf dem ersten Platz in der Kategorie Fahrtengruppen die Horte Drachenreiter von der Deutschen Freischar aus Essen und auf dem ersten Platz der Kategorie Singekreise machte (nicht zum ersten mal) die Sippe Möwe von Devon, BdP Stamm Kelten aus Berlin, das Rennen. Man darf sich auf die nächsten zwanzig Jahre freuen.

Quelle: scouting 02-06

 


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