Ludwigstein

Eklat um das Prinzip „Offene Burg“ Ludwigstein

Seit 600 Jahren thront die Burg Ludwigstein über der Werra, doch die Winde dort oben werden zusehens stärker. Jetzt hat aufgrund der Berichterstattung über den Flohmarkt im Rahmen der Meißnerfahrt das hessische Ministerium die Zuschüsse eingefroren. Rechte Publizisten, so ein Artikel bei „Zeit online“ hätten sich dort die Klinge in die Hand gegeben. Was war geschehen?Um 1920 wurde in einem gemeinsamen Kraftakt die Ruine Ludwigstein durch Jugendbewegte zu einer Burg der  deutschen Jugendbewegung. Alle gemeinsam hatten Anteil an ihrer Entstehung. Inzwischen haben sich die Zeiten insofern geändert, als dass der reguläre Jugendherbergsbetrieb und staatliche Zuschüsse den wesentlichen Beitrag zum Erhalt und dem Ausbau der Burg legen. Mit dem „dritten Ring“, der Errichtung des Enno-Narten-Bau gelang es dann wieder, auch die Jugendbewegung wieder mit ins Boot zu holen.

Nun ist es ja nicht so, dass sich alle Bünde der Pfadfinder- und Jugendbewegung untereinander wirklich „grün“ sind. Die Burg Ludwigstein reagierte für den Burgfrieden schon vor einigen Jahren mit der Erklärung der Offenen Burg, in der es u.a. heißt: „Die Burg steht für eine gelebte Vielfalt, die insbesondere im persönlichen Austausch und im gemeinsamen Tun zum Ausdruck kommt. Diese Vielfalt als Chance zu begreifen und sich auf der Grundlage des Burgfriedens mit offenem Visier zu begegnen, erfordert Mut, Verantwortung und die Bereit­schaft, mit seinem Namen für sich und für seine Gruppe einzustehen. […]“ Aber auch: „[…] Da unser Bemühen um Selbstverwirklichung nur in einem freien Staat gelingen kann, verpflichten wir uns, die uns anvertraute Jugend von der Idee des demokratischen Rechtsstaates zu überzeugen. Für alle Gruppen, die am Burgleben teilnehmen, wird diese Selbstverpflichtung als bindend angesehen. Insbesondere wird in diesem Zusammenhang auf Art. 3(3) GG hingewiesen […]“

Wie man weiß, ist Papier geduldig. Jedenfalls führte diese Positionierung der Burg nicht dazu, dass automatisch jeder Bund, der im Verdacht stand oder steht, „völkisch“ orientiert zu sein, dort oben ausgeladen wurde. Nun hängt ja die Beurteilung darüber, wie „rechts“ ein Bund ist, nicht zuletzt von der eigenen Position ab; zumindest zeigte sich, dass die ärgsten, lautesten Kritiker der „Offenen Burg“ selbst zumeist eher „links“ verankert waren. Doch das liegt wohl in der Natur der Sache. Jedenfalls ließ sich feststellen, dass von dieser Positionierung der Burg offenbar keine abschreckende Wirkung ausging, jedenfalls nicht in der Form, dass vom Meißnerlager 2013 ausgeladene Bünde sich dort nicht weiterhin wohlgefühlt hätten und auch willkommen waren, bis hin dazu, dass der Bauleiter des Ennos und der Archivkurator ja ebenfalls zu Bünden gehören, die beim Meißnerlager nicht willkommen gewesen wären. Nun, auf der Ludwigstein reicht es aber noch zu einer herausragenden „Position“. Offensichtlich liegt hier eine unterschiedliche Beurteilung der entsprechenden Bünde vor. Diese Diskrepanz führte zu fortlaufenden Spannungen und früher oder später musste es wohl zum Knall kommen.

Jetzt war es so weit. Beim „Markt der Jugendbewegung“ am 3. Oktober, der vom rjb-Hessen im Rahmen seiner Meißnerfahrt veranstaltet worden war, entdeckte ein entsprechend sensibler Journalist den Herrn Götz Kubitschek. Dieser ist seines Zeichens nach ein ehemalige Gildenschafter, war allerdings auch schon Autor der Jungen Freiheit und Leiter des Instituts für Staatspolitik. Dieter Stein, aktueller Chef der bereits genannten „unabhängigen  konservativen Wochenzeitung“ war möglicherweise mit seinen beiden Kindern gar Teilnehmer der vorangegangenen Wanderung gewesen. Und schließlich kreuzte auch noch Steffen Hupka auf, gemäß Wikipedia „einer der führenden Köpfe der militanten Neonaziszene“. Dieser allerdings wurde vom Burgbetriebsleiter unmittelbar des Platzes verwiesen. Doch das reichte zur Ehrenrettung der Ludwigstein nicht. Auch nicht, dass die augenscheinlich „nationalsozialistische Propaganda“, welche antiquarisch auf einem Stand verkauft wurde, sich nach Gutachten von Prof. Dr. Arno Klönne als ein Werk des Widerstandes herausstellte.

Folge war dann eine Anfrage des entsprechenden Journalisten beim Hessischen Sozialministerium und eine klar tendenziöse Berichterstattung in Zeit online 23.10.13.

Mit der Sperrung der Zuschüsse, die sich unmittelbar auf den Innenausbau des Enno sowie soziale Projekte mit jugendlichen Migranten auswirkt, wurde definitiv die Achillessehne der Jugendburg Ludwigstein getroffen. Nicht so sehr wegen der jetzt zunächst nicht fließenden Gelder, als vielmehr durch den potentiellen Imageschaden als „rechte Burg“. Zu welchem Ergebnis das Ministerium nach seiner Prüfung kommen wird, ist, trotz optimistischer Äußerungen aus dem Umfeld der Burg, noch längst nicht klar. Auch welches Bild „die Öffentlichkeit“ nun von Pfadfindern und Wandervögeln ganz allgemein bekommt, nicht. Heiligt der Zweck die Mittel? Wird dieser „Schuss vor die Burg“ zu einer veränderten Haltung gegenüber bestimmten Bünden auf der Burg Ludwigstein führen? Sowohl Waldjugend, als auch der Bund der Pfadfinder_innen (BdP) sahen sich inzwischen zu einer jeweils eigenen Erklärung gezwungen, verbringen sie doch beide viel Zeit auf der Burg, finden aber offenbar auch nicht toll, wen man da alles treffen kann.
Erklärung des BdP;
Erklärung der Waldjugend

Nun, Presseresonanz ist der LU gewiss, nicht zuletzt, weil mit der kritisch diskutierten Mitgliedschaft von thüringens Regierungssprechers Karl-Eckhard Hahn  in der Deutschen Gildenschaft zudem ein aktueller Aufhänger gegeben ist. Auch die taz sprang am 31.10. auf den Zug auf:
Jugendburg Ludwigstein – offen nach rechts.

Eine Prognose darüber zu treffen, wie sich diese Geschichte, wie sich die Burg Ludwigstein, weiterentwickeln wird, ist noch reines Lesen im Kaffeesatz.

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