It's still a long way to Glencoe...

Back to Scotland

Am späten Abend des 14. August 2016 finden sich 12 Leute des Schwarzen Haufens im Stammesheim in Grombühl ein um nochmal alles benötigte Material für die Reise zu sichten und auf die Rucksäcke zu verteilen. Zur Einstimmung wird noch ein Film gesehen und ein paar Spiele gespielt bevor man sich um 4 Uhr morgens des Folgetages zum Busbahnhof aufmacht. Quer verteilt auf den Reisebus besetzen unsere Leute jeden noch verfügbaren Platz.

Zeitvertreib am Busbahnhof in London: Singen!
Zeitvertreib am Busbahnhof in London: Singen!
Foto: Benny Stippel / Stamm Schwarzer Haufen, BdP

Es ist eine lange Reise, die uns über Frankfurt/M, Bonn und Aachen, weiter nach Brüssel und bis Caen führt. Anschließend geht es unter dem Ärmelkanal durch den Tunnel und nach London, wo wir schließlich um 21 Uhr ankommen. Zwei Stunden Aufenthalt erlauben uns die Umgebung ein wenig zu erkunden bevor wir in der Nacht weiter nach Edinburgh reisen.

Am Vormittag erreichen wir endlich unser erstes Ziel: Das Outdoor Center in Bonaly in Edinburgh. Ein schöner großer Pfadfinder Campingplatz. Die vorhandenen Duschen sind auf jeden Fall sehr willkommen, ebenso wie das sonnige und warme Wetter. Am Nachmittag besichtigen alle zusammen die Stadt und betreiben ein wenig Sightseeing. Der Zufall will es, dass ein Comedy-Festival in Edinburgh abgehalten wird und daher die ganze Stadt in Volksfeststimmung ist. So treffen wir auch auf eine Comedian aus Kanada, die in einer Mountie-Uniform für ihr Programm wirbt und uns direkt zur nächsten Vorstellung einlädt. Da sie sympathisch und die Vorstellung zudem kostenlos ist, nehmen wir selbstredend an. Nach weiteren Erkundungen der Kathedrale und der Burg begeben wir uns zurück zum Lagerplatz für ein gutes Abendessen. Leider gelangen wir nicht mehr rechtzeitig in die Stadt zurück um am Programm unserer neu gewonnen Freundin teilzunehmen. Doch wir besorgen uns Karten für den nächsten Abend und lassen den Tag ausklingen.

Das war also der Grund für seine immergute Laune.
Das war also der Grund für seine immergute Laune.
Foto: Jacob Müller / Stamm Schwarzer Haufen, BdP

Am nächsten Morgen, geht es früh aus den Schlafsäcken. Wieder rein in die Stadt mit dem örtlichen Linienbus und Besteigung eines kleinen Hügels. Eine wunderbare Aussicht auf das Meer und die Dächer der schottischen Hauptstadt entschädigen für jede Mühe, die der Aufstieg gekostet haben mag. Danach teilt man sich in zwei Gruppen auf. Die einen wollen noch einen weiteren Berg besteigen, Arthurs‘ Seat, die anderen den Tag im Nationalmuseum genießen. Zweiteres war überwältigend. Die Fülle an Themen war gigantisch und sehr viele interaktive Möglichkeiten boten eine fast direkte Erfahrung der Forschung und Wissenschaft die hier ausgestellt war. Nach ein paar weiteren individuellen Touren durch die Stadt war schon wieder Zeit zum Kochen. Und heute waren wir auch pünktlich zurück in der Stadt um Michelle Christine bei ihrer Comedy-Aufführung zu sehen. Sie freute sich sehr über ihre deutschen Zuschauer und einige nahmen die Einladung noch ein wenig das schottische Nachtleben zu erleben gerne an. Diese paar Wenige von uns erhielten nur sehr wenig Schlaf.

Schon um 7:00 Uhr gehen die Wecker an und neben Frühstücken und Waschen, beginnt auch schon der Abbau des Lagers. Denn heute geht es nach Glasgow und schließlich weiter in die Highlands. Immerhin sind wir Pfadfinder! Wandern gehört einfach dazu. Die Reise wird zum Erholen genutzt denn gegen Mittag erreichen wir unseren Startpunkt bei der Bridge of Orchy. Von dort folgen wir dem sogenannten West-Highland-Way. Diese Straße ist bereits seit langer Zeit in Benutzung, von daher reisen wir sozusagen auf Spuren der Geschichte. Allerdings ist die Geschichte vor allem bergauf gehend und einige haben damit ihre Probleme, doch die Aussicht, die einem nach den Strapazen als Entlohnung gegeben wird, ist unbeschreiblich. Danach werden noch die Kilometer bergab und bis zur nächstbesten Lagermöglichkeit an einem Fluss zurückgelegt und das nach wie vor schöne Wetter genossen. Allerdings machen wir auch mit den örtlichen Mücken Bekanntschaft. Wir werden diese in den nächsten Tagen noch regelrecht verfluchen.

It's still a long way to Glencoe...
It’s still a long way to Glencoe…
Foto: Jacob Müller / Stamm Schwarzer Haufen, BdP

Der nächste Morgen beginnt gemütlich und nach dem Zusammenpacken folgen wir weiter dem Wanderweg. Gegen Mittag wird das Wetter richtig schlecht mit Regen und eiskaltem Wind. Echtes Highland Wetter. Dann wird auch noch klar, dass unser Tagesziel weiter entfernt ist als eigentlich erwartet, das Kings House Hotel. Zudem ist der Weg extrem steinig und daher recht schwierig zu laufen. Doch endlich erreichen wir den Ort. Zuerst bieten sich uns nur mäßige Lagerplätze bevor wir in einem nahen Waldstück einen trockenen, windgeschützten und vor allem mückenfreien Platz entdecken. Der Wald wird von uns auf den Namen „Wald der verlorenen Socken“ getauft, da er von solchen übersät zu sein scheint. Einige Wanderer aus den baltischen Staaten sowie einige Kanadierinnen sind unsere Nachbarn in dieser Nacht. Ein kurzer Besuch des nahen Pubs beendet den Tag. Aus reiner Sicherheit beschließen wir für diese Nacht eine Nachtwache einzuteilen.

Der nächste Morgen begrüßt uns mit sonnigem Wetter. Nichtsdestotrotz will gut die Hälfte per Anhalter nach Glencoe gelangen. Laut der Worte einiger ortsansässigen soll das hier recht leicht machbar sein. Die andere Hälfte, mich eingeschlossen, verfolgt den ursprünglichen Plan und begibt sich per Pedes über den Wanderweg weiter. Ein kleiner Fehler beim Lesen der Karte führt uns über einen Aufstieg mit dem Namen Devil’s Staircase auf einen Berg. Wir sind zwar völlig fertig davon aber die Aussicht hier ist umwerfend. Nach einer erholsamen Pause beschließen wir unseren ursprünglichen Weg wieder aufzunehmen und kürzen querfeldein ab. So haben wir die Gelegenheit die Highlands hautnah zu erleben, während wir den Abstieg bestreiten. Es ist zwar nicht einfach, doch trotz allem haben wir unseren Spaß. Insbesondere weil wir unsere Stammesfahne stets in den Wind halten und weithin sichtbar ist. Zurück auf dem ursprünglichen Weg, stellen wir erneut fest, dass unser Tagesziel viel weiter weg ist als geahnt. Erst gegen 20 Uhr erreichen wir endlich Glencoe, wo wir auch auf den Rest von uns treffen. Der Lagerplatz ist nicht vergleichbar mit dem letzten und die Stimmung ist wegen dieser schrecklichen Mücken und manch anderem auf dem Tiefpunkt. Doch ein gutes Abendessen hebt die Laune wieder und die Reise, am nächsten Morgen, zu unserer Partnerstadt Dundee ebenso.

Als an jenem Tag unsere Sachen gepackt sind begeben wir uns zur Bushaltestelle, wo wir eine gute Weile warten und glücklicherweise auch genügend Plätze im kommenden Bus bekommen. In Dundee angekommen, bekommen wir sogar die Möglichkeit, einen Teil der Strecke zum Zeltplatz gefahren zu werden. Einige der örtlichen Pfadfinder waren so freundlich uns zu shuttlen. Endlich angekommen und alle Kröten aufgebaut, genießen wir alle (ohne Ausnahme!) eine angenehme Dusche und genießen den Rest des Tages auf dem Zeltplatz.

Die Discovery im Hafen von Dundee
Die Discovery im Hafen von Dundee
Foto: Sara Stippel / Stamm Schwarzer Haufen, BdP

Für den kommenden Tag sind Besuche auf zwei alten Schiffen geplant. Dundee besaß schließlich eine der bedeutendsten Schiffswerften des Vereinigten Königreichs. Unser erster Abstecher führte uns an Bord der HMS Unicorn, einer Fregatte, gebaut 1824. Leider wurden die Segelaufbauten entfernt und die Decks mit einer Überdachung versehen. Nichtsdestotrotz ist es ein Erlebnis sich durch die immerhin vier Decks zu kämpfen. Je tiefer man kam, umso tiefer musste man sich beugen. Man kann sich kaum vorstellen wie es gewesen sein muss an einem solchen Ort zu arbeiten. Ein wirklich sehenswertes Museum. Danach war es fast schon obligatorisch die RRS Discovery und das angeschlossene Museum zu besichtigen. Dieses Schiff führte von 1901 bis 1905 eine Mission in der Antarktis zu deren Erforschung durch und war ein Meilenstein der Geschichte. Auf jeden Fall war es ein sehr informativer Tag den wir in Dundee verbrachten.
Aufgrund der Lage unseres Lagerplatzes mussten wir leider immer recht bald dorthin zurückkehren, da kaum Busse dorthin fuhren. Aber auch dort konnte man genügend Dinge finden, die einem einen angenehmen Abend brachten. Ich war ohnehin zumeist mit Kochen beschäftigt. Und mit einem ordentlichen Feuer in der Feuerstelle, war ich auch nicht allein auf den schwachen Gaskocher beschränkt.

Unsere Pfadfinderfreunde aus Dundee besuchen uns in Douglaswood.
Unsere Pfadfinderfreunde aus Dundee besuchen uns in Douglaswood.
Foto: Jacob Müller / Stamm Schwarzer Haufen, BdP

Am nächsten Morgen wurden wir durch einen frühen Besucher geweckt. Drummond, einer der hiesigen Pfadfinder besuchte uns. Jene die auch schon vor 10 Jahren hier gewesen waren (zwei Fahrer), erinnerten sich noch an ihn und man konnte sogar für den heutigen Abend, ein Essen mit den hiesigen Pfadfinder arrangieren. Ansonsten war der Tag vorwiegend zur freien Verfügung gedacht und man beschloss in kleinen Gruppen Dundee auf eigene Faust zu erkunden.
Ich und Jacob wollten einen Bus früher zurück nehmen um schon mal das Abendessen vorzubereiten, schließlich erwarteten wir Gäste. Dummerweise kam unser Bus einfach nicht und so waren wir gezwungen mit den anderen den letzten zu nehmen. So waren die Pfannkuchen zwar noch nicht fertig als unsere Gäste eintrafen doch das tat der allgemeinen Stimmung keinen Abbruch. Man unterhielt sich ungezwungen und tauschte Geschichten aus. Einer unserer Gäste hatte Geburtstag und so ergab sich ein Geburtstagsständchen in zwei Sprachen. Kurz bevor sich unsere Pfadfinder Schwestern und Brüder auf den Heimweg machten wurden noch fleißig Halstücher getauscht. Besonders begehrt waren hierbei jene mit Tartan-Muster, wie es die schottischen Kilts haben. Der Rest des Abends, gefüllt mit Pfannkuchen und Spielen, und natürlich auch einer ganzen Menge Singen dauerte noch lang, denn am nächsten Tag würde die Rückreise beginnen.

Die Rückreise am Folgetag wäre eigentlich kaum erwähnenswert, da eine Busreise meist ohne bedeutende Ereignisse stattfindet. Diese jedoch nicht. Der Bus der uns von London nach Hause bringen sollte, fuhr aus irgendwelchen Gründen verspätet ab, verpasste den Zug durch den Eurotunnel und schmiss in Brüssel um 21 Uhr alle Fahrgäste raus mit der Mitteilung, ein Ersatzbus würde gleich kommen. Es kam keiner. Wir waren 6 Stunden in Brüssel gestrandet ohne zu wissen, wann und wie wir nach Hause kommen würden. Die Anzahl an geführten Gesprächen mit der Buszentrale konnte man irgendwann nicht mehr zählen. Als dieses letzte Abenteuer bewältigt war und wir endlich weiter gen Heimat zogen, passierte nichts größeres mehr. Abgesehen von der Polizeikontrolle nur wenige Kilometer von Würzburg entfernt. Wobei es schon sehr seltsam war, dass vier von sieben stichprobenartig kontrollierten Fahrgästen, zu uns gehörte. Glücklicherweise hatten die Beamten nichts zu beanstanden und gegen 13 Uhr erreichten wir am 25. August 2016 endlich wieder den Busbahnhof in Würzburg.
Es war eine wirklich schöne Fahrt.

Stamm Schwarzer Haufen Würzburg


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert