Aktuelles aus dem Pfadfindertreffpunkt November 2012

Logo des Pfadfindertreffpunktes
Logo des Pfadfindertreffpunktes

Über den Pfadfinder-Treffpunkt

Der Pfadfinder-Treffpunkt (www.pfadfindertreffpunkt.de) ist ein moderiertes Diskussions- und Informationsforum mit großer Bandbreite für Pfadfinder, aber auch Jungenschafter oder Zug- und Wandervögel. Neben einem großen Forumsbereich zu allgemeinen und spezifischen Pfadfindergebieten und einem Chat verfügt der Treffpunkt über die wohl umfangreichste Übersicht aller Pfadfinderbünde Deutschlands.

Die „hitzigste“ Diskussionen im Oktober und November 2012:
Eröffnung des Enno-Narten-Bau

Die Jugendburg Ludwigstein feierte im September nach mehr als 40.000 Baustunden, die durch Angehörige der Jugendbewegung und unentgeltlich geleistet  wurden, die feierliche Eröffnung des Enno-Narten-Baus. Es handelt sich hierbei um das größte Strohballenhaus Deutschlands. Der Bau stand unter der Schirmherrschaft des Landrats des Werra-Meißner-Kreises und wurde für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsidee von der UNESCO als Modellprojekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet. Das Gebäude ist der Schritt in einen dritten Bebauungsring und das Ergebnis einer langen Wunschsammlung in den Jugendbünden. Eine geräumige und barrierefreie Selbstversorgerküche gibt es dort, eine große Werkstatt, ein Kaminfeuer,  ein Tonstudio und eine offene Sommerküche.

Der Bau trägt den Namen des Wandervogels, der die Jugendburg 1920 ins Leben gerufen hat. Und unter anderem daran entzündete sich die Diskussion. Enno Narten (1889-1973) war eine der wichtigsten Persönlichkeiten des frühen Wandervogels und maßgeblich beteiligt am Erwerb und Aufbau der Jugendburg Ludwigstein. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte er sich gegen die Wiederbewaffnung und den Vietnamkrieg und wurde wegen ersterem aus der SPD ausgeschlossen.

Die Kritiker an der Namensgebung bemängeln jedoch eine im Vorfeld fehlende Aufarbeitung der Biografie Enno Nartens in der Zeit zwischen 1933 und 1945. Als da wären seine Mitgliedschaft in der NSDAP, sein ehrenamtliches Engagement in der nationalsozialistischen “Kraft durch Freude”- Organisation, sein Vorsitz im “Niedersächsischen Heimatbund” sowie mögliche oder auch tatsächliche weitere Verstrickungen in das nationalsozialistische System.

Die Berichterstattung in der (mindestens) rechtskonservativen Zeitung „Junge Freiheit“ über die Eröffnungsfeier stieß dann gleichfalls nicht auf Begeisterung. Die allzu sehr betonte Rolle der Burg Ludwigstein als Denkmal für die gefallenen Wandervögel des Ersten Weltkrieges und das vermittelte Frauenbild („Selbst während der Frauenwoche liefen die Betonmischer heiß“) wurden nicht zuletzt von denjenigen, die mitgebaut hatten, kritisiert. Vor allem aber wurde die Frage diskutiert, wie es überhaupt zu einer Berichterstattung in einem solchen Medium kommen konnte. Es zeigten sich hierbei zumindest vereinzelt die Tendenz, dem Prinzip der „offenen Burg“ eine gewisse Mitverantwortung dabei zu geben. Die darin offenbarte tolerante Haltung gegenüber Bünden, welche zumindest deutschnational ausgerichtet seien, und die aktive Einbeziehung dieser in das Burgleben und den Bau bringe es mit sich, dass diese Ausrichtung ihren Niederschlag in entsprechend gefärbten Presseberichten fände.

Die Verantwortlichen der Burg Ludwigstein erklärten unterdessen, eine Berichterstattung in der „Jungen Freiheit“ nicht untersagen zu können. Sie sei ohne Unterstützung von ihrer Seite entstanden und die verwendeten Bilder sowie die Zitate aus dem Online-Bautagebuch unautorisiert abgedruckt worden. Das Prinzip der „offenen Burg“ sei mit dem Vorgehen der „Jungen Freiheit“ auch deshalb nicht in Einklang zu bringen, weil die unter Pseudonym schreibende Autorin (bzw. der Autor) auch auf Rückfrage bei der Redaktion anonym geblieben sei und das Gespräch verweigert habe. Das Missfallen der Verantwortlichen auf der Burg Ludwigstein sei der Redaktion der „Jungen Freiheit“ deutlich mitgeteilt worden.

Quelle: Pfadfindertreffpunkt,scouting 04-12


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert